Odo de Morimond [(Ps.-) Bernardus Claravallensis] / Martin von Lochau [Hrsg.]
Egregia omelia [super Stabat iuxta crucem Jesu mater] … Leipzig 1516
Egregia omelia [super Stabat iuxta crucem Jesu mater] non solum fidei doctrinam sed vite quoque magisterium ac iuste conversationis speculum … — Leipzig, Melchior Lotter, 1516.
4to (221 x 149 mm). A6 B4 C6: (16) Bl. Einige alte Unterstreichung. C4 mit einem Ausriss der unteren Ecke. Moderner Pappband. – VD16 B 1938. Nicht in Adams, BL/STC, Soltesz.
¶ Der Herausgeber Martin von Lochau war von 1493 bis zu seinem Tode im Jahr 1522 Abt der Cistercienserabtei Alten-Zelle/Altzella bei Nossen. Die Bibliothek der Abtei formte er zu einer der reichsten und bedeutendsten in Mitteldeutschland. Er gilt als „großer Beförderer der Gelehrsamkeit in Sachsen“ (ADB); zu Beginn des Jahrhunderts holte er einen Rabbiner nach Altzella, der Unterricht im Hebräischen erteilte; mit Petrus Mosellanus, dem Griechischdozenten in Leipzig, war er befreundet. Von seinen Schriften erhalten scheint nur die vorliegende Einleitung zu Bernards Predigt. U. a. berichtet Martin hier von den Schwierigkeiten, in der Klosterbibliothek eine geeignete Vorlage für den Druck zu finden. In einer versteckten Ecke habe er ein Manuskript gefunden, das er wegen der schlechten und unregelmäßigen Handschrift wieder und wieder habe lesen müssen. Er erwähnt, sicherlich um die Bedeutung der Predigt hervorzuheben, den eximius vir Josse Clichthove, der in seiner Abhandlung De dolore virginis in passione filii sui (in: De puritate conceptionis beatae Mariae virginis, Paris 1513) Wort für Wort aus Bernhards Predigt zitiere. – Autor der Predigt über Joh. 19,25 ist allerdings nicht, wie Martin von Lochau annahm, Bernhard von Clairvaux, sondern wohl Odo de Morimond (c. 1116-1161). Den Erstdruck der Predigt von Moritz Brandis (Leipzig 1488/89) scheint Martin nicht gekannt zu haben. Unser Druck weicht von diesem in zahlreichen Stellen ab.