Antiquariat Jürgen Dinter

Thomasius, Chr.

Versuch von Wesen des Geistes … — 1699

600 €

Versuch von Wesen des Geistes oder Grund=Lehren sowohl zur natürlichen Wissenschaft als der Sitten=lehre. In welchen gezeiget wird, daß Licht und Lufft ein geistiges Wesen sey, und alle Cörper aus Materie und Geist bestehen, auch in der gantzen Natur eine anziehende Krafft, in dem Menschen aber ein zweyfacher guter und böser Geist sey. – Halle, Zufinden bey Christoph Salfelden und in Rengerischen Buchladen, 1699.

Erste Ausgabe. Kl.-8vo. (15) Bl., 190 S. Halblederband des frühen 18. Jahrhunderts, berieben.

Gilt als Thomasius’ “sorgfältigstes und durchdachtestes Werk … Es handelt sich um eine Physik von grundlegender Bedeutung für das Welt- und Menschenbild – daher ihre systematische Schlüsselrolle; aber um eine Physik der besonderen Art , nämlich um eine Lehre vom Weltgeist bzw. der Weltseele”. Das Buch steht in der Tradition der ‘mosaischen Physik’, die über die Kommentare zu Platos Timaios über Bruno, Campanella u. v. a. bis hin zu Schelling reicht. (M. Albrecht, Chr. Thomasius, in L. Kreimendahl (Hrsg.), Philosophen des 17. Jahrhunderts, 1999, S. 253f.). 1894 in der ADB fiel die Bewertung des Buches anders aus: “sein pneumatischer ‘Versuch vom Wesen des Geistes’ ist wol das unerfreulichste, halt- und werthloseste seiner Werke”, das Ergebnis einer pietistischen Krise entsprungenen “metaphysischen Grübeleien” (so der Rechtshistoriker E. Landsberg). Wieder anders sah das Ernst Bloch: “Ketzereinflüsse, wie sie über den Pietismus vermittelt wurden, sind auch hier nachwirkend, dieses Falls Rückverbindungen mit pantheistischen Naturmystikern”; er weist unter der Überschrift „Eierschalen in der Naturphilosophie“ auf Paracelsus, Fludd, Boehme, Franck hin, in deren Tradition Thomasius mit seinem Versuch vom Wesen des Geistes gestanden habe.